Ausgabe 04 | 2014

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Die Kunst des Dialogs

Wieder einmal kündigen sich stürmische Zeiten an. In Nordrhein-Westfalen legte Umweltminister Remmel den lange angekündigten Entwurf für ein neues Jagdgesetz vor. Seitdem steht unsere Zunft Kopf. Verbote, Einschränkungen sind eine Sache, die Begründung für die Novelle aber eine andere: So stand in der Präambel der ministerialen Pressemeldung zu lesen, das neue Gesetz solle das alte ablösen, weil es erstens moderner sei und neuen Staatszielen folge und zweitens endlich dem Schutz des Waldes und seiner frei lebenden Wildtiere diene.

Aha, und was haben wir Jägerinnen und Jäger in den vergangenen Jahrzehnten in Wald und Flur getrieben? Jagten wir lediglich kapitalen Trophäen hinterher und bluteten das uns teuer anvertraute Land aus wie der schlimmste mittelalterliche Despot? Knallten wir mit schießwütigen Freunden gnadenlos und voller Freude Hunde und Katzen ab, wie uns Teile der Öffentlichkeit regelmäßig unterstellen?

Ein Papier solchen Zuschnitts, egal, in welchem Stadium der Gesetzesreife es sich momentan befinden mag, kann niemals im Dialog mit allen Betroffenen – also auch der Jägerschaft – entstanden sein, sondern vielmehr über sie hinweg oder sogar gegen sie. Der Entwurf strotzt vor jagdfeindlicher Terminologie und Ideologie. So beginnt man kein Gespräch.

Nun leben wir in einem föderalen Rechtsstaat mit unterschiedlichen Mehrheitsverhältnissen in den einzelnen Bundesländern. Aus der Erfahrung mit anderen jagdfeindlichen Landesregierungen wussten wir bereits, dass früher oder später auch im rot-grünen Nordrhein-Westfalen mit einem legislativen Angriff auf die Jägerschaft zu rechnen war. Ob unsere hiesigen Verbände den unseligen Gesetzesentwurf ohne politische Unterstützung im Düsseldorfer Landtag abwehren können, ist fraglich. 

In den sozialen Netzwerken ging es bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung der ministerialen Pressemeldung hoch her. Die meisten Wortmeldungen griffen unsere Vertreter in den Verbänden scharf an. So eskalierte eine Gesetzesvorlage, der vermeintlich ein „mehrjähriger Dialog mit allen Betroffenen“ vorausgegangen war, in einem hitzigen, kontraproduktiven Wortgefecht in den eigenen Reihen. Sobald sich der dichteste Pulverdampf verzogen hat, müssen wir alles daransetzen, die Debatte wieder zu versachlichen, um mit kühlem Kopf das Schlimmste abzuwenden.

Dass es durchaus gelingen kann, auch die feindlichste Stimmung zu drehen, beweist ein Blick auf unser Nachbarland Dänemark. In Kopenhagen stemmte sich der medial diffamierte Zoodirektor Bengt Holst erfolgreich gegen einen unsäglichen Shitstorm. Seine Verteidigungswaffen: Gelassenheit, Argumentationsstärke und unermüdliche Aufklärungsarbeit. Die Hintergründe dieses Triumphes der Sachlichkeit beleuchtet HALALI auf Seite 108 ff. 

Ebenfalls unter die Lupe genommen haben wir die Ursachen für den Rückgang unserer Hasenbesätze (s. Seite 10 ff.). Eine Erkenntnis daraus möchte ich an dieser Stelle vorwegnehmen: Die Ratifizierung des angeblich so modernen, naturnahen Ökojagdgesetzes würde vor allem den Niedergang des Niederwilds – den Hasen eingeschlossen – dramatisch beschleunigen. 

Dem Wandel der Zeit unterliegt auch die Praxis unserer Drückjagden: Effizient, laut und schnell sind sie geworden – mit einem Wort: modern. Unser Autor Peter Burkhardt weiß, wie Debütanten und Profis gleichermaßen die komplexen Herausforderungen der Drückjagd mit Bravour meistern
(s. Seite 72 ff.).

Ich wünsche Ihnen eine fantastische Herbstzeit mit Fernglas, Büchse und Flinte! Helfen Sie weiterhin mit, die Jagd und ihre Verdienste in die Mitte unserer Gesellschaft zu tragen! 

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur