Sturm und Räson
Wir Jäger erleben eine Epoche des Umbruchs. Krähe, Taube und Nutria lösen im Niederwildrevier den Hasen und Fasan als Hauptwildart ab. Im Hochwildrevier nimmt der Druck verschiedener Interessengruppen auf den waidgerechten Reh-, Rot- und Schwarzwildjäger teilweise groteske Formen an. Gleichzeitig bemäkelt die Politik unsere fundierten und bewährten Jagdgesetze und plant massive Änderungen.
Die Kämpferischen unter uns blasen deshalb zum Sturm, die Resignierten ducken sich unter den Angriffen auf unsere Zunft. Die Verbände setzen weiterhin auf Verhandlung, ohne die es kein sinnvolles Weiterkommen geben kann. Denn es ist mehr denn je an der Zeit, Stärke und Geschlossenheit zu zeigen. Möchten wir wahr- und ernst genommen werden, müssen wir agieren, nicht reagieren.
Nicht der faule Kompromiss ist unser Bestreben, sondern eine tragfähige, nachhaltige Jagd. Auch im Tauziehen der Weltpolitik stärkte die Demonstration großer Entschiedenheit und Einigkeit stets die jeweilige Verhandlungsposition. J. F. Kennedy formulierte die Notwendigkeit einer besonnenen, aber entschlossenen Position mit einem längst geflügelten Wort: „Let us never negotiate out of fear. But let us never fear to negotiate.“
In Düsseldorf reichte der neue Präsident des Landesjagdverbandes NRW Ralph Müller-Schallenberg seinem Minister Johannes Remmel die Hand zum Zeichen einer ehrlichen und konstruktiven Zusammenarbeit. Auf den „Sturm“ folgen damit nun die Räson und der Dialog. Gleichzeitig unternimmt die frische Initiative „Natürlich Jagd“ große Anstrengungen, um Jägerinnen und Jäger in Deutschland zu einen und für ein gemeinsames Ziel, nämlich die Mitgestaltung unserer jagdlichen Zukunft, zu begeistern. Mit Fachgesprächen zu Brennpunkten wie Naturbewahrung und nachhaltiger Einbindung des modernen Menschen in die Natur.
Das Verhältnis des Jägers zu der Natur ist auch Thema unser aktuellen Ausgabe. Das vorliegende HALALI-Magazin beschäftigt sich mit der Singvogelhege durch den Revierpächter. Wir stellen den Deutschen Wildschutz Verband vor, der bislang – im Verborgenen – viel für unser Renommee getan hat und mit dem wir zukünftig fruchtbare Gespräche führen wollen. Außerdem teilen wir mit Ihnen die faszinierende Jagd in den Alpen, geben Einblicke in die Welt der Gämsen und Tipps zu Ausrüstung und Bekleidung für die Bergjagd.
Ihnen, Ihren Freunden und Ihrer Familie wünsche ich eine aufregende vierte Jahreszeit und allzeit Waidmannsheil!
Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur