Ausgabe 03 | 2019

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Eine Frage der Vernunft

Glaubt man so manchen Stimmen, steht unsere geliebte und überwiegend auch gelebte Waidgerechtigkeit auf dem Spiel. Mit der Folge, dass wir Jägerinnen und Jäger womöglich unsere Identität nach innen und außen einbüßen könnten. 

Was bedeutet mir persönlich dieser viel beschworene Begriff? Ist Waidgerechtigkeit ein antiquiertes Instrument zur jagdlichen Selbstregulierung? Oder jagdethischer Leitfaden, der uns Jäger vor modernen technischen Einflüssen und allzu sorgloser Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken bewahren möchte? 

Ich denke, Waidgerechtigkeit ist von beidem ein bisschen. Waidgerechtes Handeln bewegt sich stets im Rahmen der jeweiligen Gesetze, auch wenn nicht wenige fordern, just diese Gesetze (die zum Beispiel den Einsatz von zusätzlicher Technik ermöglichen) im Sinne der Waidgerechtigkeit einzuschränken. Steht die Waidgerechtigkeit diesbezüglich also über dem Gesetz? Oder muss sie sich einem neuen Denken unterwerfen, das aus einem sich stetig wandelnden Werteverständnis unserer Gesellschaft resultiert? 

Die meisten Menschen billigen die Jagd, wenn sie vernünftig und nachhaltig ausgeübt wird. Schon lange diskutiert man über Zielfernrohre, Leuchtpunkte, Schalldämpfer, Wärmebild- oder Nachtsichtgeräte. Neuerdings dreht sich die Kontroverse um die entsprechenden Vorsatzgeräte, die den sicheren Schuss in tiefster Nacht ermöglichen und dem Schwarzwild die letzte Chance auf Entkommen rauben. Ein Verfahren, das angesichts der ASP-Bedrohung und der teilweise hohen Wildbestände und damit verbundenen Schäden in der Landwirtschaft gewiss seine Berechtigung hat.

Ich für meine Person begrüße für Jagd und für Wild eine Gesetzgebung, die bei ihrer Ausgestaltung Beobachtungen und Erfahrungen berücksichtigt und Regeln für eine waidgerechte Jagd aufstellt. Und die institutionalisierte Jagd sehe ich wiederum in der Pflicht, ein zeitgemäßes Wertesystem zu etablieren und gesetzlich erlaubte technische Hilfsmittel in die Jungjägerausbildung zu integrieren. Nur auf diese Weise werden Moral und Vernunft weiterhin im modernen Leitbild der Waidgerechtigkeit sichtbar bleiben.

In der aktuellen HALALI gaben wir unterschiedlichen Jagdbloggern die Möglichkeit, zum Spannungsfeld zwischen waidgerechtem Handeln und der Forderung nach Wildschadensverhütung Stellung zu beziehen. Eine andere Herausforderung für unsere wild lebenden Tiere ist der Klimawandel. Dessen Konsequenzen erörtern unsere Wildbiologen. 

Heiß her ging es auch auf einer spannenden Jagdreise zur Hirschbrunft in den französischen Pyrenäen im vergangenen Herbst. Und weil die klimabedingten Mastjahre in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgen, schildern wir Ihnen, wie es im Sauenrevier auch ohne Maiskirrungen funktioniert. 

An die „gute alte Zeit“ hingegen erinnert unser kulinarischer Teil mit Wild-Eintöpfen und unvergessenen Klassikern. Zum Ausklang möchten wir Sie diesmal nach Alaska einladen, auf eine abenteuerliche Fischwaid mit atemberaubenden Bildern.

Genießen Sie, wie unser ganzes Team, den Sommer mit viel Anblick, Waidmannsheil und Zeit für Freunde und Familie. 

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur