Ausgabe 03 | 2014

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Kontinuität im Wandel

In grauer Vorzeit war die Jagd eine echte Lebensnotwendigkeit. Die wichtigsten Mitglieder einer Gemeinschaft übten sie mit primitiven Waffen aus und sicherten so das Fortbestehen ihrer ganzen Sippe. Diese Jäger genossen das Ansehen ihrer Mitmenschen. 

Heute hängt unser Überleben nicht mehr von der Jagd auf Wildtiere ab. Wir jagen vielmehr nach Sicherheit, Zufriedenheit, Anerkennung, Wohlstand und Lebensglück. So haben sich die Wahrnehmung des Jägers und das Motiv zur Jagd grundlegend geändert. Die Kriterien für Achtung und Respekt folgen nicht mehr dem Wertesystem unserer Ahnen. Seitdem der Jäger die Jagd nicht mehr zur Versorgung seiner Art betreibt, hat er seine privilegierte Stellung in der Gesellschaft eingebüßt (zumindest in unseren Breitengraden). 

Einige naturentfremdete Kritiker halten deshalb die Jagd in ihrer bekannten Form für überflüssig. Ihr Argument: Die Fortführung der Jagd ergäbe keinen Sinn mehr, weil sie niemandem nütze. Doch wer den Sachverhalt ernsthaft prüft, erkennt die Kurzschlüssigkeit dieser Einschätzung. Denn die zivilisierten Gesellschaften haben der Jagd jenseits ihres ursprünglichen, heute nicht mehr lebensnotwendigen Zwecks eine neue Aufgabe zugedacht: Heute erhält die Jagd nicht den Menschen, sondern die Natur. Aus der jagdlichen Kulturgeschichte ergab sich unser heutiges Reviersystem, das formell wie ideell Jägerin und Jäger als Paten der Natur vorsieht. 

Dieser Generationenvertrag reicht weit über das Erbeuten eines Wildtieres hinaus, denn er überträgt die gesetzliche Verpflichtung des Grundeigentümers zu Artenvielfalt und Naturerhalt auf den Jagdpächter. Das geschieht in der Regel stillschweigend und selbstverständlich. Diese und viele andere freiwillige Leistungen im Dienste der Gemeinschaft erbringen Jägerinnen und Jäger tagtäglich. Unsere tiefe Leidenschaft stellt also einen echten Mehrwert für den Fortbestand unserer Natur dar. 

So jagen wir immer noch, weil es eben durchaus sinnvoll ist. Als Berufsjäger, die mit der Jagd ihren Lebensunterhalt bestreiten, oder als sogenannte „Hobby- oder Freitzeitjäger“, die nicht nur hart verdientes Geld in die Jagd investieren, sondern auch viel Herzblut und einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Freizeit. 

Die Motive beider Gruppen sind dieselben: die Liebe zur Natur und die Leidenschaft zur Jagd. Kein Personenkreis steckt so viel Privatvermögen in den Erhalt von Flora und Fauna wie die Jäger. Keine Gruppe ist nebenberuflich so gut ausgebildet, um die häufig deformierte Esskultur unseres Landes mit erstklassigen, nachhaltigen Lebensmitteln zu bereichern. Und niemand besitzt so viel Sachverstand und opfert gleichzeitig so viel Zeit, um unsere Kinder wieder mit den Lebenswelten der Natur vertraut zu machen und für ökologische Zusammenhänge zu sensibilisieren.

So lesen Sie in der vorliegenden Ausgabe von HALALI ab Seite 92, wie auf Privatinitiative eine Schulklasse an einem Tag im Revier mehr über Wild, Wald und gesunde Ernährung lernte als in vielen Stunden theoretischen Bio-Unterrichts (vorausgesetzt, er wird überhaupt erteilt). Im Beitrag ab Seite 144 beleuchten wir, welchen Vorsprung Kinder aus Jägerhaushalten in Bezug auf ausgewogene Ernährung haben. Und damit das auch so bleibt, haben wir köstlich kindgerecht gekocht und die Rezepte dazu für Sie gesammelt. 

Außerdem untersuchen wir, ob der imposante Wisent in Deutschland wieder Fuß fassen kann, und stellen Ihnen ein höchst ergiebiges schottisches Niederwildrevier vor. Und zum Abschluss weihen wir Sie noch in die Geheimnisse der künstlichen Fliege (Handwerkszeug des Fluganglers) ein. 

Viel Freude mit der aktuellen HALALI wünscht Ihnen

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur