Hightech oder Old School?
Ein kontroverses Thema bewegt die Gemüter der ja ohnehin ziemlich heterogenen Jägerschaft kontinuierlich: die Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik. Den einen erscheint die Aufrüstung schlichtweg zu modern, zu weit entfernt von der Jagd nach alter Väter Sitte. Andere aber möchten sie im Jagdalltag längst nicht mehr missen.
Der Diskurs dreht sich um jene technischen Hilfsmittel, die es dem Jäger ermöglichen, Wild sogar bei ungünstigsten Lichtverhältnissen über eine weite Entfernung auszumachen, anzupirschen, sicher anzusprechen und, wenn möglich, mit herkömmlicher Zieloptik auf der Waffe zu erlegen. Dabei reden wir natürlich von der Schwarzwildbejagung im Feld.
Erfahrene Jägerinnen und Jäger schätzen die technische Zuhilfenahme, weil ihre Kirrungen durch Dauermast verwaist sind oder selbst der hohe Aufwand gut organisierter Drückjagden nicht immer zum Erfolg führt. So sind nun mal die Zeitläufte, der Planet dreht sich, die Menschen verändern ihr Verhalten und das Wild ebenso.
Warum sollte sich also nicht auch der Jäger neuen Herausforderungen stellen und den technischen Fortschritt in Anspruch nehmen? Zielfernrohr, Rotpunkt, Handspanner oder Schalldämpfer dienen der Sicherheit, der waidgerechten Jagd und unserer eigenen Gesundheit. Die Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik, so sie denn mit Vernunft und Augenmaß eingesetzt wird, kann der Waidgerechtigkeit dienen. Sie hilft uns, gezielter und sicherer zu jagen. Sie schließt mögliche Fehlabschüsse aus und gibt einen für das Wild nahezu störungsfreien Einblick in das nächtliche Treiben in Feld, Wald und Flur.
Auch wir lernten dieses technische Equipment im vergangenen Jahr auf der nächtlichen Pirsch – vor allem im spätsommerlichen Getreide – schätzen. Und jetzt, im Frühjahr, nehmen wir es zu Hilfe, um auf den Feldern die Hasen zu zählen oder gegebenenfalls das Wildverhalten in Wolfsrevieren zu beobachten. Unser Handwerk entwickelt sich stetig, der technische Fortschritt ist Teil dieses Wandels. Werden technische Neuerungen vernünftig eingesetzt, helfen sie der Jagd, mit den veränderten Umweltbedingungen Schritt zu halten.
Der Devise vielseitiger Aufgeschlossenheit folgte auch die diesjährige Jagd & Hund in Dortmund. Erstmalig bereicherte die Jagd- und Angelmesse das sogenannte Wild Food Festival. Angestammte und neue Aussteller rund um Wildbret, Wein und Genuss präsentierten sich dort und interessierten eine große Zahl von Nichtjägern für unser zentrales Anliegen „Wildbret“. Geholfen haben das Festival und seine Besucher außerdem den Bedürftigsten der Stadt, denn HALALI und der Deutsche Jagdverband e. V. konnten mit dem kostenlosen Kochheft „So schmeckt Jagd“ rund 8 000 Euro Spendengelder für die Tafel Dortmund e. V. sammeln. Eine Initiative, die wir gerne in 2020 fortsetzen würden.
Und auch in unserer neuen HALALI, liebe Leserinnen und Leser, erwartet Sie wieder eine frisch zubereitete Themenfülle zu unserer Passion. Das Schwarzwild und seine waidgerechte Bejagung sind ein wichtiger Aspekt. Ebenso Reisen ins ferne Afrika, verbunden mit der Frage nach ihrem Sinn und Nutzen. Wir stellen jagdliches Handwerk vor und schlagen eine kulinarische Brücke zwischen Orient und Okzident. Gönnen Sie sich ein bisschen Zeit, und begleiten Sie unsere Autoren und Fotografen auf ihrer spannenden Recherche zwischen Familie, Arbeit und Jagd.
Wir wünschen Ihnen ein neues Jagdjahr voller Anblick, Waidmannsheil und großartiger Momente mit Ihren Lieben.
Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur