Ausgabe 02 | 2014

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Fakten helfen – Gefühle Entscheiden

Wir Jäger erleben immer öfter, dass das Waidwerk in Teilen der Öffentlichkeit auf Skepsis oder gar Ablehnung stößt. Nicht schuldlos an unserem beschädigten Ruf sind die großen Publikumsmedien, die regelmäßig von aggressiven Jagdgegnern mit tendenziöser, polemischer Berichterstattung gefüttert werden.

So versucht eine Minderheit, unsere Zunft mit einer hochemotional geführten „Anti-Jagd-Debatte“ zu diskreditieren. Trotz großer Anstrengungen scheinen wir nicht in der Lage zu sein, überzeugend und sympathisch für unser Anliegen einzutreten. Mag es vielleicht daran liegen, dass wir unsere Passion zu unpersönlich, zu rational gegenüber der unsachlichen Kritik verteidigen? Wirken wir zu kühl, zu bürokratisch?

Tatsächlich bemühen wir uns oft vergeblich um eine ausgewogene Argumentation, die die rationale Notwendigkeit der Jagd darstellt und gleichzeitig unsere Empathie sowie unseren leidenschaftlichen Einsatz betont.

Angesichts negativer TV-Berichterstattungen versuchen wir fieberhaft unser Renommee zu erneuern, nachdem wir Jäger es schlichtweg über Jahrzehnte versäumt haben, mit Herzblut und Hirnschmalz um die Sympathien in der Bevölkerung zu werben. 

Die Standortbestimmungen des Deutschen Jagdverbands geben dazu einen ersten formalen Rahmen vor. So heißt es dort in der Präambel: „Jagd ist für uns tiefes Erleben der Natur, verantwortungsvolles Handwerk und Beutemachen, aber auch Bereitstellung eines hochwertigen Lebensmittels und finanzielle Wertschöpfung, gerade im ländlichen Raum. Aus der Freude an unserem Tun schöpfen wir die Motivation, uns mit Herz und Verstand für Tiere und deren Lebensräume einzusetzen.“ 

Alles richtig so weit, mit dieser Charakterisierung können wir uns anfreunden. Aber bisher sind das nur Worte. Nun muss jeder von uns das gemeinsame Bekenntnis mit Leben füllen. 

Jeder, der einen Jagdschein in Deutschland erlangt, erhält das Recht und die Macht, über Leben und Tod zu entscheiden. Der Umgang mit dieser großen Verantwortung ist von Vernunft bestimmt. Dass es keinen Spaß macht, ein Tier gedankenlos zu töten, sei vorausgesetzt. Dass das Töten zum Jagen dazugehört, aber auch. 

Wir brauchen angesichts eines erlegten Stückes nicht in Tränen auszubrechen oder in Selbstzweifel zu verfallen. Aber so manches voyeuristische Jagdvideo, sei es im Handel oder auf YouTube, lässt nicht nur guten Geschmack vermissen, sondern auch das Mitgefühl für die Kreatur. 

Der Imageschaden, den solche Filme anrichten, ist so beträchtlich, dass man durchaus von jagdlicher Selbstverstümmelung sprechen kann. Schlechter können wir uns der Öffentlichkeit gar nicht empfehlen. Keine Argumentation zur Sache, ist sie auch noch so kompetent und geduldig, kann die Empörung mildern, die solche Filme bei den Zuschauern auslösen.

Bei der intensiven Beschäftigung mit dem Tod (und auch mit dem Leben, das wir Jäger durch die Hege geben) stoßen wir auf Vordenker wie beispielsweise José Ortega y Gasset (siehe dazu unseren Kommentar und den Standpunkt auf Seite 34 bzw. 50). Auch wenn mancher das jagdliche Leitbild des spanischen Philosophen unzeitgemäß, unvollständig oder gar unrealistisch finden mag, sei die Lektüre dennoch empfohlen.

Die vorliegende Ausgabe steht im Zeichen des Schwarzwilds. Nicht zuletzt wegen regional geprägter Streckeneinbrüche haben wir uns entschlossen, auf den traditionellen Maibock auf dem Titel zu verzichten. Mit den Sauen beschäftigen wir uns nicht nur aus jagdlicher Perspektive. Wir untersuchen auch, welchen Einfluss diese wehrhaften und mythenbildenden Tiere auf die verschiedenen Kulturen nahmen und nehmen. 

Außerdem stellen wir Ihnen innovative Modelle der Kitzrettung vor, weisen Sie ins Wildwursten ein, und entführen Sie auf wunderbare Reisen: diesmal ins wilde Kirgisistan, nach Schottland zur Flugwildjagd und zum Fliegenfischen in die spanischen Pyrenäen.

Viel Freude mit unserer „kleinen“ Jubiläumsausgabe, HALALI gibt es jetzt drei Jahre!

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur