Ausgabe 02 | 2012

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Erlebnis statt Ergebnis

Seit jeher spiegelt sich der gesellschaftliche Zustand eines Landes im Gesicht der Jagd. Feudalistisch oder demokratisch, human oder herzlos: Das Waidwerk war meist ähnlich gut oder schlecht wie das übrige Menschenwerk. 

Wir Jäger reagieren äußerst sensibel auf Veränderungen und Umbrüche. Kein Wunder, dass auch uns längst der Beschleunigungsvirus befallen hat. Die Allmacht der Technik, gefühlte Zeitknappheit und das antrainierte Bedürfnis nach belegbarem Erfolg beeinträchtigen unsere Genussfähigkeit. Am stillen Moment, am sanften Naturerlebnis hetzen wir vorbei: Alles muss schnell gehen, überall verlangen wir höchste Effizienz. Jagdschulen werben mit Ausbildung in Rekordzeit, Revierplanung erledigt man per Computer, und Jagdvideos, in denen sich alles um maximale Feuerkraft, Action und Rekordstrecken dreht, werden zu tausendfachen Bestsellern. 

Alles nur das Diktat einer atemlosen Epoche, die unter „Echtzeit“ verzögerungsarme Datenübermittlung versteht? Wo ist sie denn hin, die Zeit für echte Erlebnisse? „Wer keine Zeit hat, soll auch nicht jagen gehen“, bemerkte einmal gesprächsweise ein älterer Jäger. Nehmen wir uns doch die Zeit für die großen Momente des Daseins! Sie ist vorhanden, Sie müssen nur zugreifen. Und legen Sie die Abschusslisten in aller Ruhe eine Weile beiseite.

Der Bedächtige erlebt mehr und vor allem bewusster. In den Achtzigern war die „Entdeckung der Langsamkeit“ ein Bestseller-Roman, heute täte eine Fortsetzung „Rückkehr zur Langsamkeit“ not. Vielleicht sollten wir einfach mal einen Gang zurückschalten, schon um NichtJäger mit unserer gelassenen Lebensart zu überzeugen. Dann hätten wir vielleicht auch die Muße, gemeinsam mit anderen Naturfreunden durch den Wald zu schlendern.

In der vorliegenden Ausgabe beschäftigen sich unsere Wildbiologen ausführlich mit der frühen Schmalrehbejagung und den unterschiedlichen Meinungen dazu. Wir stellen Ihnen, pünktlich zur hohen Zeit der Pirsch, eine fast vergessene Waffenart vor – die Büchsflinte. Eine Waffe, nicht auf „Feuerkraft und schnell verfügbare Reserven“ ausgerichtet, sondern auf den selektiven Schuss. 

Außerdem klären wir Revierpächter anhand eines Fallbeispiels über ihre Rechte auf, die sie bei der Aufstellung von Windrädern in Wald und Feld geltend machen können. Ebenso fachkundig nehmen wir uns der Debatte um die bleifreie Jagd an. Seien Sie gespannt!

Ich wünsche Ihnen allzeit guten Anblick und Waidmannsheil!

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur