Ausgabe 01 | 2015

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Trauen und vertrauen

Besonders wir Jägerinnen und Jäger sollten intensiv darüber nachdenken, wie sich Jagd und Naturschutz zukünftig noch wirksamer verflechten lassen – in unserem eigenen Land, aber auch in typischen Jagdreisezielen wie Afrika. Wie kann man dort die stetig ansteigende Bevölkerung und eine flächendeckende Jagd unter einen Hut bringen? Und zwar gewinnbringend für Mensch und Natur? Wie verhalten wir uns hierzulande, wenn wir auf die Pirsch gehen? Was lockt uns an der Jagd in fremden, exotischen Gefilden? 

Eine offene und ehrliche Diskussion dieser Fragen setzt Vertrauen in unsere Gesprächspartner voraus. Der englische Vater des Liberalismus, John Locke, nennt es das Vertrauensprinzip der Evolution: Was können wir füreinander tun, um uns weiterzuentwickeln? Und können wir uns dabei auch aufeinander verlassen? 

Eines ist klar: Vorschriften schaffen kein Vertrauen. Es sind die Menschen, die Vertrauen schaffen. Ebenso klar ist: Nicht alle ziehen an einem Strang. Zu dieser betrüblichen Einsicht zwingt uns die Hintertreibung unserer Vision durch angebliche Tier- und Naturschützer, aber auch die Blockade aus den eigenen Reihen der ewig Gestrigen. Nicht gesundes Misstrauen, das am Anfang einer jeden Aufklärung steht, sondern Hass, Neid und Borniertheit sind die zerstörerischen Kräfte gemeinsamer Ziele. So gelingt kein zukunftsfähiges Miteinander.

Wer Vertrauen schenkt – in diesem Fall der Gesetzgeber uns Jägern –, erwartet Verantwortungsbewusstsein und Redlichkeit. Aber er gibt uns auch einen Ermessensspielraum, richtig und aufrichtig zu handeln. Dieses Vertrauen in unsere Verantwortung haben wir Jäger nicht missbraucht. Trotzdem steckt dieses Vertrauensprinzip jetzt in einer tiefen Krise. 

Von jagdkritischen oder -feindlichen Verbänden und Parteien können wir ohnehin kein Vertrauen erwarten. Diesen Interessengruppen fehlt der Mut zur gemeinsamen, lobby-übergreifenden Vision. Wie ein ängstlicher Manager verschanzen sie sich hinter Compliance-Richtlinien und verhängen Verbote und Vorschriften gegen alles und jeden. Lösen Compliance-Bürokraten die letzten beherzten Volksvertreter mit gesundem Menschenverstand ab, verschrumpelt unsere Jagd zum drögen Verwaltungsakt. Bitte denken Sie beim nächsten Urnengang daran. 

Auch wir haben uns um noch mehr Transparenz bemüht und uns eingehend mit der oft geschmähten Trophäenjagd befasst (s. Seite 28 ff.). Der gemessen an zeitgenössischen Moralvorstellungen unglücklich gewählte Begriff ist mittlerweile fast ausschließlich negativ besetzt. Da wird rasch der unleugbare Nutzen unterschlagen, den diese Form der Jagd etwa für Afrika besitzt. 

Trophäenjagd hilft mehr, als sie schadet. Vorausgesetzt, Jägerinnen und Jäger schätzen das Waidwerk auf dem Schwarzen Kontinent als erfüllendes Momentum der Sinne und Besinnung, statt ihren Trip in einen fremden Kulturkreis auf bloßen Abschuss zu reduzieren. 

Auch wir haben im vergangenen Frühsommer in Afrika gejagt, nämlich in der namibischen Kalahari. Nicht auf Trophäen, sondern weil wir das Land, seine Menschen und die Natur mögen. Begleiten Sie uns dorthin (s. Seite 114 ff.)! Und sollten Sie noch kein Namibia-Fan sein, sind Sie es bestimmt, nachdem Sie unseren Film (Abonnenten erhalten ihn beiliegend als DVD) gesehen haben.

In der vorliegenden Ausgabe geht es außerdem um die teilweise bereits vollzogene Migration von Wildtieren in unsere Städte. Bieten Feld und Wald nicht mehr genug Lebensraum? Dabei tun wir Heger doch einiges, um zum Beispiel das Schwarzwild an unsere Wälder zu binden (s. Seite 66 ff.). 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Lesefreude mit unserer neuen Ausgabe der HALALI und dass Sie allzeit guten Anblick und viel Waidmannsheil haben!

Ihr Oliver Dorn | Chefredakteur